Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

DOI Heft:
Heft 2 (Februar 1926)
DOI Artikel:
Riemerschmid, Richard: Künstlerische Erziehungsfragen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0033

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Deutsche Blätter für Zeichen-Kunst- und Werkunterricht

Zeitschrift des Reichsverbandes akad. geb.Zeichenlehrer und Zeichenlehrerinnen

Berantwortlich für die Schristleitung: Profefior Gustav Kolb, Göppingen
Druck und Dertagr Eugen tzardt G. m. b. H. Stnttgart, Langestrahe 18

6. Iahrgang

Februar 1926

tzest 2

Künstlerische Erziehungsfragen. Bon Richard Riemerschmid. — Ist der Unterricht im bildhasten Gestalten
Kunstnnterricht oder wiffenschastlicher Unterricht? Von G. Kolb. — Von der künstlerische« Grziehnng deS
Kindes. Bon Prof. L. Segmiller. — Wie unsere Hetmat in hundert Iahren aussteht. Bon Richard Tschorn.
— Die grohe Fläche. Von tzugo Görttz, Cöpenick-Wendenschloh. — Offener Brief an tzerrn Profeffor Dr.
Kerfchensteiner, München. Von Grnst Fritz, Studienrat. — S. Internationaler Kongreh für Zeichen» und
Kunstunterricht. — Die Tragik des Zeichenlehrerstandes. Von Karl tzerrmann, tzexford i. W- — Die fchönste
Postkarte. Von R. T. — Buchbesprechunge«. — Inserate.

^Künstlerische Erziehungsfragen^ ,

I. von Richard Riemerschmid. i !

1. Heft der FRgWriften des Münchner Bundes.'

Geheimrat Prof. R. Riemerkckmid. der Bo.
des Deutschen Werkbundes. eine der ausgeprDke

reifsten, produkkiven Persönlichkeiken unserer
ist kraft seiner künstlerischen, seiner organisakorischen
nnd selner Lehrerfolge wie wenige bsrufen, Aicht-
linien für die künstlerische Erziehllng aufzuskellen.
Zudem besitzt er in hohem Mahe die bei Künstlern
so selkene Fähigkeit, feine Gedanken begrifflich klar
und, wo es ihm von Aerzen gehk, hinreißend lebendig
sprachlich zu gestalten.

Er ist einer der wenigen wirklich grohen Führer
für unser Arbeiksgeblek, die wir zur Zeit ln Deutsch-
land haben. Wir werden auf ihn hören müffen. .

äch persönlich darf hier bekennen, Üaß ich^selken
etwas las, was so sehr meiner innersten, seik ffqhren
verkrekenen Ueberzeugung entsprichk, Was der Per-
faffer für die Erziehung des künstlerischen Nach-
wuchses verlangt, gilk in jeder Hinflcht entweder wört-
lich oder stnngemäß auch für die allgemeine Kunst-
erziehung, alfo für unser Ärbeitsgeblet. Als ich vor
fünf ffahren meine „Richklinien über den Itnterricht
in der Btldsprache" ausarbeikete, waren mir die An-
schaoungen Riemerschmlds völlig unbekannk. Es muß
an der Sache doch ekwas sein, wenn Männer, die
auk verschiedenen Erziehungsgebieten arbeiken, un-
abhängig voneinander zu denselhen Ergebniffen kvm-
men. — Da die hochbedeuksame Flugschrift vergriffen
ist — der Berfaffer stellte mir sein eigenes lehtes
Exemplar in liebenswürdkger Wesse zur Derfügung
— ist es gerechtfertigt, wenn wir chren änhqlt teil-
welse wörtlich wtedergeben. Am liebsten HStten wir
fl« freilich vollstündig abgedrllckt. G. K.

Der Berfaffer sagk ekngangs: „ffch glaube nicht,
datz die Künstler aus chrem flnneren oder aus ihrem
Wollen die Äahrung holen können für chre Phankaste
und Gestaltungskrast «nd ich weitz wohl, daß die
Nakur -ie Quelle ist, aus der alle Konst hervorgeht."
Und doch lst ein Kunstunterrlcht, der im heutigen
Sinne auf dem Nakurstudium aufbauk, verfehlk.
„Den Anfängern wird kiar gemachk: Nr mützt vor
allem erst einmal zeichnen lernen; 3hr könnt ja noch
nichks, könnk nicht richtig sehen und waS ffhr schk,
nichk wlchergchen. Skrenges Skudium nach der Natur.
das ist der Meg." . . . „Gediegenes Können" vor
allem brauchk, wer den Anspruch erhchen will, ein
Künstler zu werden. Dchei ficht fest, datz «s nvr
eine Art von Können gibk, nämlich das: Abzeichnen,
Abmalen, Abmodellieren können." Und -ie Schüler
fügen flch, gerade dle Vediegenen perstehen, üatz ,chie
Götter vor den Auhm den Schwejtz gesetzt hchen".
„Sie mühen flch ab, ste drängen zurück aof vine
spälere Zeik, was ahnungsvoll ihre schönsten wachen
Träume ausfüllt!" Doch zu den eigennichen Pro-
blemen der Kunst werden fle auf dieseul Wea nicht
geführt. Htlflos verlaffen fle dle Schulen. Was ist
da zu tun? ^ .

^MN Nnfang muß nichk nur gelehrt, sochern «uch
gezeigk werden, datz nicht Zetchnenkönnen. Malen,
Modellierenkönnen Kunst^ bedeoket, sochern datz
überall, wo Formen aus Workstoffen' entstehen, auch
Kunst sein kann, „wenn eben die Sehnsuchk uch die
Krafk mik dabei ist, -te Formen leben und reden zu
laffen . . ." Gerade das ist eine Hauptaufgabe der
Schulen, auch die kleineren und die beschränkten
Begabungen zur Leistungsfähigkeit z« führen- die
flnd nämlich gar nicht so selten diese Talenke, die,
wie RutengLnger zu den verborgenen Wafferchern,
 
Annotationen